Die letzte Schicht
Sparte: Erzgebirge & Umgebung"Erzgebirgische Häuersteiggeschichten"
Herausgeber: Erzgebirgsverein Schwarzenberg
Der "Häuersteig" kündet vom Wegerecht der Bergleute: Die "Häuer" (Hauer, Schachtarbeiter usw.) hatten das Recht, den kürzesten Weg von ihrem Heim zur Kaue (Schachtanlage) einzuschlagen - und keiner, dessen Grund sie dabei überschritten, durfte sie daran hindern!
In diesem Büchlein, welches ich u.a. zu Weihnachten geschenkt bekam, werden viele "Häuersteig-Geschichten" erzählt, wie sie mündlich an langen Winterabenden oder bei ähnlichen Gelegenheiten überliefert wurden.
Passend zur heutigen Zeit (4,7 Mio Arbeitslose, Jahresende) habe ich eine kurze Geschichte ausgewählt, um Euch auf dieses Buch aufmerksam zu machen. Die Geschichte "Die letzte Schicht" erzählt vom Ende (dem "Auflassen") einer kleinen Zeche hier bei uns...
"Der Bergverwalter tritt unter die Tür der kleinen Kaue. Glückauf, Leute! so grüßt er mit seiner hellen, fröhlichen Stimme. Gelick auf, Harr Bargverwaller! grüßen die Häuer zurück.
Es sieht ganz aufgeräumt aus im Kauenraum. An der Tür, an der noch ein Zweiglein Birke hängt - längst verdorrt -, liegen die Rucksäcke der Mannschaft bereit zum Aufhucken. Der alte wacklige Ofen, an dem sie Monat um Monat ihren Kaffee wärmten, ist eingerissen. Das Fensterchen, durch das Frühling, Sommer, Herbst und Winter in buntem Wechsel blickten, ist mit dicken Schwarten verschalt. An der Kauentür hängt ein mächtiges Vorhängeschloß fertig zum Einschnappen.
Habt ihr die Pulverkammer ausgeleert? Jawuhl Harr Bargverwaller! Habt ihr alle Fahrten ausgehängt und die Bühnen weggenommen? Jawuhl, Harr Bargverwaller! Dann setzt noch als letztes die Tür zum Füllort mit Wänden zu.
Die Bergleute machen sich an diesen letzten Befehl. Die Zeche ist aufgelassen. Seit Wochen schon wissen sie es. Heut ist letzte Schicht. Heut sind sie zum letzten Mal zur kleinen Kaue heraufgestiegen, die da auf freiem Feld auf der frisch aufgeworfenen Halde steht, windzerzaust, sonnendurchglüht, von Frost und Schneegestöber geschüttelt, je nachdem, wie es die Jahreszeit gab.
Immer aber haben sie hier fröhlich gescharwerkt, gekarrt, gebohrt, gevespert, dischkeriert, geflucht und gebetet. Damit hat es ein Ende. Nun wird der alte Fuchs, der sich manchmal bei ihnen zu Gaste lud, vergeblich nach Brotrinden suchen. Die Zeche ist aufgelassen. Wer weiß, ob sie je wieder ins Feld schlägt.
Der Bergverwalter hält die letzte Musterung. Da ist noch eine Erzstufe, die er mitnehmen heißt. Dort wird noch eine verbeulte Blende vom Nagel genommen. Ein Fäustel, ein Bergeisen scheint des Abtransports wert. Dann greift der Bergverwalter nach den Schlüsseln, die Bergleute nehmen ihre Säcklein zur Hand und schultern sie. Die Tür der Kaue wird zugemacht. Das Schloß schnappt ein.
Hinter dem schwarzen Riegel der Morgenleithe drüben im Westen geht die Sonne unter. Ein Wetterbaum streckt sich über den Himmel, im tiefsten Balu schwimmend, mit goldglänzenden Rändern. An der haushohen dunkelgrünen Wand der Fichten hängt das Abendrot in blaßroten Schleiern. Ein Taubenschwarm streicht mit raschem Flügelschlage heim.
Schweigend sappen die Häuer hintereinander das Häuersteiglein zu Tal. Für heut und vielleicht für alle Ewigkeit: Letzte Schicht!"
Waldschratt - 30. Dez, 15:06
das passt jetzt nicht zum Thema, aber ich will mich ganz herzlich für das süße Weihnachtsgeschenk bedanken, ich habe mich sehr gefreut! Die beiden Mails, die ich Dir geschickt habe, kamen leider zurück, deswegen schreibe ich jetzt einfach hier. Ich hoffe, Du und Mutsch hattet ein paar schöne Weihnachtstage. Kommt gut in das neue Jahr, ich wünsche Euch beiden für 2006 vor allem Gesundheit.
Liebe Grüße vom Schäfchen.